Florian Illies – Liebe in Zeiten des Hasses
Nachdem ich Florian Illies „Generation Golf“ vor Jahren gelesen und in guter Erinnerung behalten habe, war die Neugier auf sein neues Buch „Liebe in Zeiten des Hasses – Chronik eines Gefühls 1929-1939“ natürlich gleich da.
Florian Illies schreibt über die kulturellen Größen der 20er und 30er Jahre, deren Liebesleben und das Ende der Weimarer Republik sowie die Machtergreifung der Nazis. Die Form, in der er das tut, ist ziemlich ungewöhnlich: In kurzen Abschnitten widmet er sich jeweils einer Person, um dann im nächsten Absatz auf jemand anderes zu sprechen zu kommen. Und kurz ist hier wörtlich gemeint. Die Abschnitte sind nie länger als 2-3 Seiten, manchmal auch nur Einzeiler.
So entsteht eine ungeheure Dynamik und durch das chronologische Vorgehen und den Wechsel der vielen Schauplätze ein gutes Gesamtbild der damaligen Zeit, ihrer Stars und Sternchen und den Auswirkungen der Politik auf deren Leben. Dieser Vorgehensweise fällt allerdings die Tiefe zum Opfer. Überhaupt kratzt die Erzählung oft nur an der Oberfläche und liest sich mehr wie ein boulevardjournalistisches „Wer-mit-wem“, als dass es um die große Liebe, um Zuneigung und Zusammenhalt ginge.
Sprachlich bewegt sich der Autor auf hohem Niveau. Der Text strotz von sprachlicher Finesse mit einem Seitenhieb oder Augenzwinkern hier und da. Auf mich wirkten die ständigen Perspektivwechsel allerdings mit der Zeit etwas ermüdend.
Dieses Buch ist wie ein Spaziergang durch das Ende der 20er und die 30er Jahre vorbei an alten Bekannten, wie Brecht, de Beauvoir, Familie Mann und Marlene Dietrich, das jedoch Tiefe vermissen lässt.
Titel | Liebe in Zeiten des Hasses |
Autor*in | Florian Illies |
Verlag | Fischer Verlag |
ISBN | 9783103970739 |
Erscheinungstermin | 27.10.2021 |
Seitenzahl | 432 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Liebe in Zeiten des Hasses