Fatma Aydemir – Dschinns
Ja, auch ich konnte angesichts der Lobeshymnen nicht widerstehen und habe mir Fatma Aydemirs Roman „Dschinns“ aus der Buchhandlung meines Vertrauens geholt.
Zum Inhalt muss ich wohl nicht mehr viel sagen: Es ist ein Familienroman über eine türkische Familie, die in den 70er Jahren nach Deutschlang immigriert. Aus Sicht der 6 Familienmitglieder wird jeweils deren Geschichte erzählt, sodass sich ein Gesamtbild ergibt. Das Spannende dabei ist, dass sich die Sichtweisen sehr unterscheiden und dennoch stimmig sind. Denn auf den Vater Hüseyin kommen natürlich andere Probleme zu als z. B. auf Tochter Sevda, die erst später nachgeholt wird.
Toll gelöst ist auch, dass der Wechsel der Erzählperspektiven auch sprachlich stattfindet, so hat Fatma Aydemir die Texte der Kinder als Ich-Erzähler und dennoch sehr unterschiedlich geschrieben und die der Eltern in der 2. Person (Du-Erzähler) – eine ungewöhnliche und dennoch sehr passende Form des Erzählens. Außerdem ist die Reihenfolge der erzählenden Familienmitglieder gut gewählt, da sich mit jedem der Blick auf die Familiengeschichte aufgrund der Erfahrung und des Alters erweitert und neue Wahrheiten und Sichtweisen eingebracht werden.
Sprachlich und erzähltechnisch konnte mich Dschinns voll überzeugen und inhaltlich ist es unheimlich interessant. Allerdings konnte mich keine der Figuren richtig erreichen. Ich habe immer eine gewisse Distanz zu den Figuren gespürt, sodass es für mich ein gutes, lesenswertes Buch ist, aber leider kein Jahreshighlight.
Titel | Dschinns |
Autor*in | Fatma Aydemir |
Verlag | Hanser Verlag |
ISBN | 9783446269149 |
Erscheinungstermin | 14.02.2022 |
Seitenzahl | 368 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Dschinns