Meir Shalev – Erzähl’s nicht meinem Bruder
Ich bin großer Fan des im letzten Jahr verstorbenen israelischen Schriftstellers Meir Shalev. Entsprechend habe ich mich sehr auf seinen letzten Roman „Erzähl’s nicht meinem Bruder“ aus dem Diogenes-Verlag gefreut.
Itamar ist ein Bild von einem Mann und kehrt jedes Jahr für ein paar Tage nach Israel zurück, wo er mit seinem jüngeren Bruder Boas traditionell ihre Brüdernacht veranstaltet, in viel Selbstgebrannter fließt und beide Geschichten aus Ihrer Vergangenheit auspacken. In diesem Jahr erzählt Itta von seiner großen verlorenen Liebe, von den verstorbenen Eltern und von einer Nacht mit einer geheimnisvollen Frau.
Was spannend beginnt, hat sich im Verlauf für mich leider als nicht ganz so spannend entpuppt. Die Geschichte mit der unbekannten Liebschaft hat ihren Reiz, aber ich war zusehends von beider Verhalten genervt. Einzig die Neugier, was hinter all dem steckt, konnte mich zum Weiterlesen animieren. Leider hat sich das nicht gelohnt, denn vor allem der Schluss konnte mich gar nicht überzeugen.
Schriftstellerisch bewegt sich Meir Shalev auf gewohnt hohem Niveau. Was das Lesen etwas erschwert, sicher aber genau so gewollt war, ist, dass er ohne erkennbare Zeichen ständig zwischen den Zeitebenen springt. Spricht gerade die Frau in der Vergangenheit, antwortet im nächsten Satz Boas in der zweiten Erzählebene, die ebenfalls in der Vergangenheit liegt. Das hält den Lesenden definitiv auf Trab.
★★★☆☆ 3/5
Titel | Erzähl’s nicht meinem Bruder |
Autor*in | Meir Shalev |
Übersetzer*in | Ruth Achlama |
Verlag | Diogenes Verlag |
ISBN | 9783257072679 |
Erscheinungstermin | 26.07.2023 |
Seitenzahl | 304 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Erzähl’s nicht meinem Bruder