Abbas Khider – Ohrfeige
Nachdem mich vor einigen Jahren „Die Orangen des Präsidenten“ von Abbas Khider sehr bewegt hat, lag sein Roman „Ohrfeige“ seit langem auf meinem SuB. Nun habe ich ihn endlich davon befreit.
Die Ohrfeige erhält die Mitarbeiterin einer Ausländerbehörde von Karim, einem abgelehnten Asylbewerber und dieser erzählt ihr auch, warum sie diese verdient habe. Er beginnt mit seiner Flucht aus dem Irak über viele Staaten bis nach Deutschland, wo für ihn der fragwürdige Asylmarathon beginnt und durch den Sturz Saddam Husseins und der deshalb folgenden Ablehnung jäh beendet wird.
Und genau das ist die Kernaussage dieses Buchs: Der Weg eines Flüchtlings in ein normales Leben in Deutschland ist eine Farce. Khider beschreibt die teilweise sehr irrsinnigen Vorschriften und Gesetze im Asylverfahren, das Leben in Langeweile und Tristesse, ohne Aufgabe, ohne Arbeit, die nichtexistierende Möglichkeit, sich in die Gesellschaft einzubringen, die Ausgrenzung von Flüchtlingen, Asylbewerbern u. ä.
Die Ohrfeige trifft damit auch uns. Ja, wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen und unseren Umgang mit geflüchteten Menschen überdenken. Wenn ich angesichts der jüngsten Geschehnisse in Afghanistan sehe, was manche Leute fordern, dann wird mir schlecht. Und auch wenn viele sich dafür aussprechen, mehr Menschen aufzunehmen, wollen doch die meisten keine Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft. Allen voran sehe ich aber die Politik in der Pflicht, die Integration zu ermöglichen, was mit den momentan bestehenden Verfahren und Richtlinien definitiv nicht geschieht.
Auch wenn mich das Buch nicht ganz packen konnte, ist es dennoch sehr lesenswert und aktueller denn je. Hoffentlich bringt die neue Regierung Änderungen voran.
Titel | Ohrfeige |
Autor*in | Abbas Khider |
Verlag | Hanser |
ISBN | 9783446250543 |
Erscheinungstermin | 01.02.2016 |
Seitenzahl | 224 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Ohrfeige