Rahel Senn – Ozelot

Frauen dürfen in der Schweiz erst seit 50 Jahren wählen! Es war ein langer und steiniger Weg dahin und eine der Wegbereiterinnen war Iris von Roten. Wem der Name jetzt nichts sagt, dem geht es wohl wie vielen anderen auch. Gut, dass die Pianistin und Autorin Rahel Senn jetzt mit ihrem Buch „Ozelot“ ein Portrait dieser bemerkenswerten Frau und dem Kampf für die Rechte der Frauen (in der Schweiz) geschaffen hat.

In zwei Erzählsträngen begleiten wir Ende der 50er Jahre die Frauenrechtlerin Iris van Roten in ihrem Schaffensprozess für ihr Buch „Frauen im Laufgitter“, aus dem viele Zitate in den Text einfließen und die fiktive junge Victoria, die ihre Mutter häufig in das Sekretariat eines Frauenverbandes begleitet. Durch den geschickten Schachzug werden beide Seiten der Frauenrechtsbewegung beleuchtet, Iris von Roten, die ihrer Zeit voraus war und mit ihrem für damalige Verhältnisse provokativen Buch die Gesellschaft aufrüttelte und die Frauenverbände, die sich zunächst von ihr und ihrem Werk distanzierten, aus Angst, ihre männlichen Befürworter zu verprellen.

Im weiteren Verlauf werden auch die wichtigsten Geschehnisse für den Feminismus der 60er bis in die 90er mit Fokus auf Europa und die Schweiz angerissen. Somit ergibt sich ein guter Überblick über die Frauenbewegung, die Gesellschaft in den 50er und 60er Jahren und die Fortschritte des Feminismus. Trotz einiger Längen, vor allem im ersten Teil, ein sehr interessanter Streifzug durch die Geschichte (der Frauen).

Sprachlich bewegt sich der Roman auf hohem Niveau. Durch die extrem häufigen Wechsel zwischen den beiden Erzählsträngen mit diversen Nebenfiguren, habe ich etwas gebraucht, um ins Buch reinzukommen und auch im Verlauf immer wieder mal nachlesen müssen, bei welcher Figur ich denn nun eigentlich bin. So geschickt die Absätze manchmal sogar mitten im Satz gewechselt werden, so anstrengend macht es die Lektüre. Hinzu kommen die unzähligen Zitate, die mal bruchstückhaft, mal in ganzen Abätzen mit einfließen. Hin und wieder erweckt es bei mir den Eindruck, dass die Autorin vielleicht ein bisschen zu ambitioniert war.

Rahel Senn liefert einen anspruchsvollen Roman über die Frauenbewegung in der Schweiz.

Sterne-Wertung: 4.0

TitelOzelot
Autor*inRahel Senn
VerlagZytglogge Verlag
ISBN9783729650657
Erscheinungstermin13.09.2021
Seitenzahl296 Seiten

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