Viola Roggenkamp – Familienleben
Wieder mal ein Buch aus meiner geliebten Fischer Taschenbibliothek. Ich finde das Format in der edlen Aufmachung wirklich toll. Praktisch für unterwegs und dennoch edel.
Diesmal habe ich mich Viola Roggenkamps „Familienleben“ gewidmet. Aus Sicht der 13-jährigen Fania wird das Leben ihrer jüdischen Familie im Nachkriegsdeutschland erzählt.
Ein spannendes Thema, ich habe mich auf diesen Einblick gefreut, weil ich tatsächlich noch nichts explizit zu diesem Thema gelesen habe. Allerdings musste ich mich eher durch den Roman quälen.
Die Erzählweise finde ich katastrophal. Exemplarisch dafür ist folgender Satz „Was möchtest du drauf haben, Himbeergelee oder Erdbeerkonfitüre, sie meint mich, sie schmiert mir ein Brot, ich will Himbeergelee dick mit Butter.“ Direkte Rede wird nicht gekennzeichnet und oft häppchenweise in die Sätze eingefügt, Gedankensprünge finden ebenso oft mitten im Satz statt, was das Lesen anstrengend macht.
Zu viele Erzählstränge laufen ins Leere, auch das Ende konnte mich nicht überzeugen, es wird nichts aufgelöst und die letzten Seiten kommen mir eher schnell zu Ende gebracht, als auserzählt vor.
Die Stimmung des Buches fand ich sehr bedrückend. Sowohl die Gedankenwelt von Fania, als auch deren Bewegungsradius, der durch die Eltern stark beschränkt wird.
Was positiv zurückbleibt, ist der Einblick in die Gedankenwelt der jüdischen Bürger in Deutschland, die gebeutelt vom Krieg und den Schrecklichkeiten, die ihnen oder Angehörigen widerfahren sind, eher ein verstecktes Dasein fristen und nach wie vor mit den Folgen des Krieges und der Aufarbeitung dessen hadern.
2/5