Anne Prettin – Die vier Gezeiten
In Anne Prettins „Die vier Gezeiten“ geht es um die Familie Kießling auf der kleinen Nordseeinsel Juist, deren Familiengeheimnisse durch das Auftauchen einer wohl der Familie zugehörigen jungen Frau nach und nach aufgedeckt werden.
Zunächst einmal gefällt mir der Schreibstil Prettins sehr gut. Sie legt eine tolle Ausdrucksweise an den Tag und schafft es, dem Leser das Gefühl zu vermitteln, direkt auf der Insel zu sein.
Hingegen hat sie es bei mir nicht geschafft, dass ich mich in die Figuren richtig hineinversetzen kann oder wirklich warm mit ihnen werde. Gerade die Protagonist*innen bleiben blass und unnahbar und viele Entscheidungen kann ich einfach nicht nachvollziehen.
Die Handlung ist insgesamt spannend, hat aber auch deutliche Längen. An einigen Stellen wird die Handlung durch das Abbrechen eines Gesprächs nur unnötig in die Länge gezogen. Abwechslung schafft hingegen, dass die Rahmenhandlung im Jahre 2008, die aus Addas und Helens Sicht geschildert wird, von Tagebucheinträgen Wandas und Rückblenden in Johannes und Addas Vergangenheit unterbrochen wird.
Letztendlich ist mir der Roman zu aufgebläht. Es gibt zu viele Handlungsstränge und Personen, zu viele Geheimnisse und am Ende zu viele Zufälle und Fügungen. Als Sommerlektüre, um sich an die Nordsee zu träumen reicht es aber allemal und die sprachliche Finesse ist herausragend.