Diego Zúñiga – Camanchaca
Da ich vermehrt Indie-Verlage und auch unbekannte Autoren lesen möchte, habe ich mich mal wieder auf die Suche begeben und bin bei Camanchaca vom chilenischen Autor Diego Zúñiga aus dem Berenberg-Verlag hängengeblieben.
Er erzählt darin aus dem Leben eines Jugendlichen, dessen Leben gerade auf dem schmalen Grat zwischen Zukunft und Abstieg steht. Als Scheidungskind wächst der Ich-Erzähler bei seiner Mutter auf. Dass die Umstände seines Lebens nicht zum Besten stehen, zeigt sich nicht zuletzt an schlechten Zähnen, ebenso schlechten Noten, hohem Übergewicht und wenig Geld. Dies wird in Rückblicken jeweils auf der linken Buchseite erzählt.
Dazu im Wechsel jeweils auf der rechten Buchseite findet der aktuelle Handlungsstrang statt, in dem der Junge die Ferien bei seinem Vater und dessen neuer Frau und dem Halbbruder und im Haus seines Opas verbringt. Und grade dieser ständige Wechsel des Erzählstrangs macht das Buch zu etwas Besonderem. Durch die beiden Zeitebenen ergibt sich ein Gesamtbild des prekären Lebens des Ich-Erzählers.
Dabei lebt der Roman vor allem durch das Nichtgesagte. Einige Kapitel sind nur wenige Zeilen lang, an vielen Stellen bleibt die Erzählung vage und doch funktioniert die Geschichte. Man befindet sich sofort im Sog des Melancholischen, Trägen, Trostlosen und möchte dem Jungen gerne den kleinen Tritt verpassen, dass er sein Leben endlich in die Hand nimmt.
Auch wenn das dünne Buch eine schnelle Lektüre verheißt, ist es dennoch keine leichte Kost und schnell weggelesen, stattdessen geht es tiefer und hallt vor allem durch das Nichtgesagte nach.
Titel | Camanchaca |
Autor*in | Diego Zúñiga |
Übersetzer*in | Luise von Berenberg |
Verlag | Berenberg Verlag |
ISBN | 9783949203237 |
Erscheinungstermin | 22.02.2022 |
Seitenzahl | 120 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Camanchaca