Joséphine Nicolas – Das Haus am Meeresufer
Ist euch Eileen Gray ein Begriff? Mir war diese bewundernswerte Frau bislang tatsächlich unbekannt. Gut, dass die Architektin Christiane Adlung das nun geändert hat. Unter ihrem Pseudonym Joséphine Nicolas widmet sie sich in ihrem Roman „Das Haus am Meeresufer“ dem Leben und dem Werk der Künstlerin Gray.
Bekannt wurde Eileen Gray durch ihre Lackarbeiten und besonderen Möbelstücke, die sie in ihrer Pariser Galerie „Jean Desert“ verkaufte. Herzstück ihrer Arbeit war aber wohl das von ihr entworfene und gebaute Haus E.1027, das namensgebend für den Roman war und dessen wahre Erbauerin nach und nach in Vergessenheit geriet. Nicht zuletzt durch den Einfluss keines Geringeren als Le Corbusier, der sich durch die Künstlerin in „seinem Metier“, der Architektur, bedrängt, wenn nicht gar bedroht fühlte. Sosehr, dass er den Charakter der Villa später durch seine Wandmalereien veränderte oder verschandelte (das ist Auslegungssache).
Genau mit diesem Konflikt zweier großer Köpfe beschäftigt sich der Roman. Die Autorin nähert sich den unterschiedlichen Sichtweisen, den konträren Meinungen, der schwierigen Beziehung zwischen Gray und Le Corbusier, zwischen denen Eileens Lebensgefährte Jean Badovici steht, der gleichzeitig ein enger Freund Le Corbusiers ist. Ein großes Augenmerk legt die Autorin glücklicherweise auch auf die Darstellung der künstlerischen Tätigkeit Eileen Grays. Sie beschreibt detailliert die Arbeitsweisen, die Gedanken und Thesen der Künstlerin.
Schwierig war für mich der Einstieg ins Buch. Der Schreibstil der Autorin ist mir zu blumig, zu künstlerisch, zu gewollt, einfach zu viel des Guten und scheint mir ein bisschen unpassend für die klare Denkerin Eileen Gray. Außerdem gab es durchaus ein paar Längen. Dennoch war es ein interessantes, intensives Leseerlebnis, das die Mühen definitiv wert ist.
Titel | Das Haus am Meeresufer |
Autor*in | Joséphine Nicolas |
Verlag | Dumont Verlag |
ISBN | 9783832182151 |
Erscheinungstermin | 19.06.2023 |
Seitenzahl | 416 Seiten |
Link zur Verlagsseite: Das Haus am Meeresufer