Helga Schubert – Vom Aufstehen
Für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ hat Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 gewonnen. Und ich behaupte: zu Recht! Das gleichnamige Buch mit weiteren Erzählungen von ihr erschien im März bei dtv.
Die Sprachgewalt des Buchs ist atemberaubend. So still manche Kapitel daherkommen, so wortgewaltig schafft Helga Schubert eine Atmosphäre, der man sich nicht erwehren kann.
In einzelnen, unterschiedlich langen Kapiteln schreibt die Autorin über ihre Kindheit in Kriegsjahren, die ihr den Vater geraubt haben, das Leben als Schriftstellerin in der DDR, die sie geprägt hat, bis hin in die heutige Zeit, in der sie im stolzen Alter von 80 Jahren auf ihr bewegtes Leben zurückblicken kann. Am meisten beeindruckt haben mich allerdings die Schilderungen der Beziehung zu ihrer Mutter, für die exemplarisch folgender Satz der Mutter an die mittlerweile erwachsene Tochter steht: „Wenn du doch damals nach der Flucht gestorben wärst.“ Dennoch schreibt die Autorin frei von Hass.
Alleine aufgrund der teils poetischen, teils fast nüchternen Sprache, die einen durchweg in ihren Bann zieht, ist dieses Buch schon lesenswert. Außerdem ist die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, insbesondere auch der DDR-Zeit absolut lesenswert. Von mir eine klare Leseempfehlung.